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Gendern und Gesellschaft

Placebo Gendersprache: Keine Wirkung, nur Nebenwirkungen

Veröffentlicht am 2. 11. 2023, aktualisiert am 6. 2. 2024.

Warum sollen wir gendern? Damit Frauen und andere bisher angeblich sprachlich „Unsichtbare“ ins Bewusstsein gerückt werden und deren Chancen und Möglichkeiten denen der „sichtbaren Männerwelt“ angeglichen werden, höre und lese ich permanent. Doch kann Gendern das leisten? Ist Deutsch eine „ungerechte“ Sprache, eine Männersprache“, wie Luise F. Pusch behauptet, und ist diese Sprache des „jahrhundertealten Patriarchats“ verantwortlich für die Benachteiligung der Frauen? Müsste man nur diese Sprache ändern, um endlich den Weg freizuräumen für das große Ziel Gleichberechtigung?

Deutsch ist eine Genus-Sprache, wie die allermeisten Sprachen dieser Welt. Nur Sprachen mit Genus haben sich auf EINE generische Form festlegen müssen, wenn gleichzeitig von Frauen und Männern die Rede ist. Und meistens resultiert diese Festlegung auf ein maskulines Genus („der Bürger“). Oft wird an dieser Stelle von genderaffiner Seite bereits behauptet, es handele sich dabei um ein „männliches“ Genus. Hier wird bereits eine falsche Fährte zur Theorie der „Männersprache“ gelegt, eine hinterhältige, leider von den wenigsten durchschaute Manipulation der öffentlichen Meinung zum Gendern. Man kann es nicht deutlich genug unterstreichen: Das maskuline Genus ist eine sprachliche Kategorie und keine biologische („männlich“), was Genderfreunde aber nicht wahrhaben wollen oder bewusst vermengen.

Aber es gibt auch genusfreie Sprachen, z.B. Finnisch, Türkisch oder Ungarisch. In diesen Sprachen sind Begriffe, die Frauen und Männer bezeichnen, per se generisch, „weibliche Bürger“ und „männliche Bürger“ werden sprachlich absolut gleichbehandelt, z.B. „kansalainen“ („Bürger“ (Sing.), „Bürgerin“), „kansalaiset“ („Bürger“ (Plur.), „Bürgerinnen“) im Finnischen. Diese Sprachen sind definitiv keine „Männersprachen“, natürlich auch keine „Frauensprachen“. Wenn Sprache der Nährboden ist, auf dem Gleichberechtigung gute oder weniger gute Voraussetzungen hätte, sollte in Gesellschaften mit genusfreien Sprachen die Gleichberechtigung besonders gut gedeihen, während Gesellschaften, in denen Genus-Sprachen gesprochen werden, weit entfernt vom Ideal maximaler Gleichberechtigung wären. Wie in Gleichberechtigung und geschlechterneutrale Sprachen gezeigt, ergibt die Überprüfung dieser These keine, absolut keine Korrelation zwischen der Abwesenheit von Genera und hoher Gleichberechtigung, tendenziell ist es eher umgekehrt, was aber wohl dem Zufall geschuldet ist.

Nichtsdestoweniger wird unablässig behauptet, Sprache schaffe Wirklichkeit, und als Begründung dafür die Sapir-Whorf-Hypothese angeführt. Diese Hypothese stammt aus den 1950er Jahren, ist heute höchst umstritten (a, b) und in wesentlichen Punkten widerlegt (c, d). Trotzdem ist fast in jedem öffentlichen Leitfaden zum Gebrauch der Gendersprache als Begründung dafür sinngemäß zu lesen: „… weil Sprache Wirklichkeit schafft“.

Hier sind einige Gegenbeispiele, die zeigen, wie sich Sprache der Wirklichkeit anpasst und nicht etwa die Wirklichkeit der Sprache:

Statt „Mutter“ und „Vater“ wurden Begriffe wie „Elter 1“ und „Elter 2“ oder „gebärendes Elternteil“ und „nicht-gebärendes Elternteil“ eingeführt, „Muttermilch“ wurde zu „Menschenmilch“, und warum? Nicht etwa, um durch neue Begrifflichkeiten die Voraussetzungen zu schaffen, Geschlechtsumwandlungen zu ermöglichen und so trans-Männern auch das Kinderkriegen zu erlauben, nein, es ist umgekehrt: Weil trans-Personen heute diese Möglichkeit zur Verfügung steht, hat sich in deren Folge unsere Sprache verändert.

Wer glaubt, dass durch den Ausdruck „Ärztinnen und Ärzte“ mehr Frauen den Arztberuf ergreifen oder durch „Lastwagenfahrerinnen und Lastwagenfahrer“ mehr Frauen den LKW-Führerschein machen, ist nicht von dieser Welt. Seit Jahren bereits beginnen mehr Frauen als Männer ein Medizinstudium, und zwar bereits, als Studenten noch nicht „Studierende“ und „Ärzte“ noch nicht „Ärzt:Innen“ oder so ähnlich genannt wurden. Auf die Zeit, in der LKW mehrheitlich oder mindestens zur Hälfte von Frauen gelenkt werden, werden wir bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag warten müssen, da gehe ich jede Wette ein.

Bleibt noch das „Respekt“-Argument. Vor etwa vierzig Jahren fühlten sich fast alle Frauen (Luise Pusch und wenige andere ausgenommen) unter dem generischen Maskulinum „mitgemeint“. Der angeblich fehlende „Respekt“ durch die Verwendung der maskulinen Form wurde durch das Narrativ der Gender-Linguistik erst in die Welt gesetzt, um anschließend diese so konstruierte „Respektlosigkeit“ mit der Gendersprache bekämpfen zu können.

Wenn aber die Gendersprache noch nicht einmal einen Placebo-Effekt zeigt, können wir uns die ganze Genderei sparen. Aber im Gegensatz zu einem wirkstofflosen Placebo hat die Gendersprache Nebenwirkungen, und zwar viele. Die Auswirkungen sind also nicht Null oder beruhen auf Autosuggestion, nein, sie sind in hohem Maße schädlich.

1. Sie kosten viel Geld.
So kostete die Umstellung auf Gendersprache in der Kieler Stadtverwaltung 50000 €. Es gibt keine Universität mehr, an der das frühere „Studentenwerk“ heute noch so heißt, sie wurden sämtlich in „Studierendenwerk“ umbenannt. Planstellen für unzählige „Beauftragte für Genderfragen“ wurden geschaffen, auch mit dem Ziel, Leitfäden für eine sogenannte „gendergerechte“ Sprache zu entwerfen, um die Studenten mit Nachdruck dazu aufzufordern, diese „Sprache“ in universitären Prüfungsarbeiten tunlichst zu verwenden. Bei Nichtbeachtung dieser „Empfehlungen“ droht schließlich Punktabzug. Dass an dieser Stelle auch Juristen ein neues Tätigkeitsfeld eröffnet wurde, hat die genderbedingten Kosten nicht geringer werden lassen.

Ähnliches gilt für öffentliche Verwaltungen. Die Zahl der Formulare und anderer Schriftstücke, die durchgegendert und daher neu verfasst oder gedruckt werden mussten, mag ich mir gar nicht vorstellen. Den zeitlichen Aufwand dafür hätte man besser für wirksame Maßnahmen im praktischer Gleichberechtigung nutzen sollen, etwa Kitas zu bauen statt von „Erzieherinnen und Erziehern“ zu fabulieren.

2. Sie schaden unserer Sprache.
Der erklärtermaßen größte Gegner der Gendersprache ist das generische Maskulinum. Welche Konsequenzen seine Abschaffung für die deutsche Sprache hätte, habe ich unter „Gender vor Deutsch?“ auf diesen Internetseiten versucht, darzustellen. Man kann es nur so ausdrücken: Unsere Sprache wird aus ideologischen Gründen missbraucht und ihrer Klarheit, Schönheit und Ausdruckskraft beraubt.

3. Sie sind nur ein Alibi.
Genau dieser Punkt macht die Gendersprache in ihrer Wirkung kontraproduktiv und damit nachteilig für die Frauen. Man lässt uns glauben (mich nehme ich davon aus), dass Gendern den Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung helfen würde. Im Ergebnis haben die meisten privatwirtschaftlichen Unternehmen auf Gendersprache umgestellt, besonders in ihrer Öffentlichkeitsarbeit. Warum? Weil das so erzielte positive Image wenig kostet, jedenfalls billiger ist, als Frauen genauso wie Männer zu entlohnen. Die Gesellschaft wird eingelullt und will es vielleicht auch: Wir gendern, also wird alles gut. Träumen wir weiter!

4. Sie spalten unsere Gesellschaft.
Um die Gendersprache auch gegen den Mehrheitswillen durchzusetzen, bedient sich die Genderlinguistik der Moral-Methode. Diejenigen, die gendern, sind die Guten, die anderen sind die Bösen. Aber die „Guten“ sind nicht nur gut, sie sind auch „fortschrittlich“, „respektvoll“, „liberal“, während die „Bösen“ nicht nur „respektlos“ oder „illiberal“ sind, am „bestehenden Patriarchat unbedingt festhalten wollen“ und noch schlimmer, eine „rechte bis rechtsradikale Gesinnung“ aufweisen.

Auf den Seiten der u .a. vom Bundesfamilienministerium finanzierten Amadeu Antonio Stiftung kann man „antifeministische Vorfälle“ melden. Was unter Antifeminismus verstanden wird, findet man auf dieser Seite aufgelistet, u. a. auch „Organisierte Kampagnen gegen geschlechtergerechte Sprache“. Auf Nachfrage erläutert das Familienministerium sein Verständnis von Antifeminismus und nenntRassismus, Antisemitismus, Antiziganismus, antimuslimischen Rassismus und andere Phänomene der Gruppenbezogenen [sic] Menschenfeindlichkeit“. Des weiteren werden dort im Zusammenhang mit Antifeminismus auch die rassistischen Mordexzesse von Hanau (2020), Halle (2019), Christchurch (2019), Isla Vista (2014) und Oslo/Utøya (2011) genannt. Die unterschwellige oder bewusst gesetzte Botschaft einer vermeintlichen Nähe der Gendersprachen-Gegner zur rechtsextremen Szene ist deutlich zu erkennen.

Auf diese moralisierende und stigmatisierende Weise muss sich die Genderlobby nicht mehr mit linguistischen Argumenten auseinandersetzen, es reicht, den Nicht-Genderer als Person zu diskreditieren. Das ist zwar heimtückisch und unlauter, aber allemal wirkungsvoller als das mühsame Argumentieren auf fachlicher Ebene, was zudem den Großteil der Gesellschaft sowieso wenig interessieren würde.

Was also bleibt, ist eine gespaltene Gesellschaft. Gespalten nicht nur in Gegner und Befürworter der Gendersprache, sondern auch, was noch schlimmer ist, in Frauen und Männer und deren „gegensätzlichen“ Interessen. Es geht nicht mehr um das Verbindende zwischen den Geschlechtern, nein, das Herausstellen der Unterschiede, des Trennenden ist die aktuelle Zielrichtung. Statt einer Gesellschaft, die sich wenigstens größtenteils als Ganzes begreift, werden wir zu einzelnen Individuen, die nur ein Ziel haben: unsere jeweiligen Einzelinteressen durchzusetzen.

Wir sollten dringend eine sprachliche und gesellschaftliche Bestandsaufnahme machen. Noch ist es nicht zu spät, die Placebo-Gendersprache abzusetzen.

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