Neu !!! Mein Buch zum Thema Gendern

Sie haben Javascript deaktiviert. Um diese Webseite in vollem Umfang nutzen zu können, muss Javascript aktiviert sein.

Gender vor Deutsch?

Gender-Blüten

Veröffentlicht am 12. 12. 2021, aktualisiert am 24. 12. 2023.

Die Gender-Sprache treibt mitunter seltsame Blüten. Die Linguistin Luise F. Pusch wird zusammen mit Senta Trömel-Plötz als Mitbegründerin der feministischen Sprachlinguistik angesehen. Von ihr stammt das Buch „Das Deutsche als Männersprache“. Um diesen angeblichen Umstand zu überwinden, existiert folgender Vorschlag, der laut der feministischen Journalistin und Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp auf Frau Pusch zurückgehen soll:

Während wie in Vor-Gender-Zeiten der weibliche Singular durch die Endung „-in“ (Besucherin) gekennzeichnet bleibt, erhält der männliche Singular die Endung „-ich“ (Besucherich). Sind beide Geschlechter gemeint, wird das Neutrum verwendet: „Das“ Besucher. Für die Pluralbildung ergäbe sich folglich als Sammel-Begriff für beide/alle Geschlechter (wie gehabt): „Besucher“, für weibliche Besucher: „Besucherinnen“ und für ausschließlich männliche Besucher: „Besucheriche“. Was für ein grandioser Vorschlag! Mir fallen dabei „Politikeriche“, „Ärztiche (oder Arztiche?)“, „Pflegeriche“, „Lehreriche“, „Schüleriche“, „Professoriche“, „Studentiche“, „Kundiche“, „Bürgeriche“, „Touristiche“, „Radfahreriche“ oder „Fußgängeriche“ ein.

Ohne diesem kreativen Geist zu nahe treten zu wollen, aus der Verwendung dieser, nicht nur zu „Heinrich“ und „Friedrich“, sondern auch zu „Gänserich“ und „Wüterich“ analogen Begriffe kann eine tiefe Abneigung gegenüber allem Männlichen oder gar dessen Verachtung nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Eine in genau diesem Sinne deutliche Aussage leifert in diesem Zusammenhang Frau Schrupp zur Männlichkeit generell.

Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Der Planet und seine Bewohnerinnen.

Anlässlich des jüngsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC stellte die ehemalige Bundesumweltministerin Svenja Schulze fest: „Der Planet schwebt […] in Lebensgefahr und mit ihm seine Bewohnerinnen und Bewohner.“

Dass man die Klimasituation und die sich daraus ergebenden Perspektiven nicht drastisch genug ausdrücken kann, steht für mich außer Frage. Aber an wen oder was mag die Ministerin wohl bei „Bewohnerinnen und Bewohner“ gedacht haben? Ich bin sicher, dass sie weiß, dass die Erde nicht nur von Menschen bewohnt wird, dachte sie dabei also an „Eisbärinnen und Eisbären“, „Pinguininnen und Pinguine“, „Mäusinnen und Mäuse“, „Fröschinnen und Frösche“, „Bieninnen und Bienen“, „Bäuminnen und Bäume“, „Gräsinnen und Gräser“?

U. a. dem ZDF und dem Spiegel ist das wohl auch aufgefallen: Hier wird das Zitat der Ministerin an der entscheidenden Stelle abgewandelt, journalistisch zwar unlauter, aber um einer Schwester im Gender-Geiste beizustehen, kann man das schon mal machen: „Der Planet schwebt in Lebensgefahr und mit ihm seine Bewohner.“

So weit ist Dirk-Oliver Heckmann vom Deutschlandfunk offensichtlich noch nicht, sonst würde er der Ministerin in einem Interview wohl nicht diese Frage gestellt haben: „Welchen Anteil haben Sie und Ihre Partei, dass der Planet in Lebensgefahr schwebt und mit ihm seine Bewohnerinnen und Bewohner?“

Die Frauenzeitschrift „Brigitte“ (Susanne Schumann) biedert sich ihren Leserinnen(!) damit an, den CDU-Politiker Friedrich Merz als Politikerin zu bezeichnen (Zitat: „Wir haben andere Probleme“, sagt CDU-Politikerin Friedrich Merz im November 2020 bei Anne Will. Zitatende). Im gleichen Atemzug wird von Nele Pollatschek als Schriftsteller gesprochen. Der Unterschied ist nur, dass sich Frau Pollatschek selbst als Schriftsteller bezeichnet hat, Herr Merz sich selbst jedoch nie als Politikerin. Dass sich eine Frau (Nele Polatschek) als Schriftsteller bezeichnet, wird respektiert, dass sich ein Mann (Herr Merz) aber niemals als Politikerin bezeichnen würde, wird offenbar sehr bewusst ignoriert. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier jemand mit Hilfe des generischen Femininums verhöhnt werden soll. Hier reißt unter dem Deckmäntelchen einer geschlechtergerechten Sprache eine Frauenzeitschrift bewusst einen Graben zwischen Männern und Frauen auf. Die Zielgruppe ist hoffentlich zufriedengestellt.

Weitere großartige Sprachleistungen von Susanne Schumann: Mitglieder:innen, vergleiche Link oder „Influencende“, Quelle.

Für alle, die dem „Link“ nicht folgen möchten: das Mitglied (Genus: Neutrum, Sexus: unbestimmt), genauso wie: das Haus, das Fenster, das Dach. Wer „Mitglieder“ gendert („Mitglieder:innen“), sollte auch diese Begriffe gendern: „Bindeglieder:innen“, „Häuser:innen“, „Fenster:innen“, „Dächer:innen“. Wann kapiert eine Genderin das endlich! Oder versteckt sich für „frau“ das angeblich Männliche etwa im glied?

Im Gender-Dickicht verstrickt hat sich auch der freie Medienjournalist Steffen Grimberg. In einer Kolumne in der taz schreibt er anläßlich der Verabschiedung von Thomas Bellut als ZDF-Intendant: „Haben wir eigentlich Thomas Bellut mit Blümchen verabschiedet? Der hatte neulich den letzten Arbeitstag als ZDF-Intendant*in.“ Und weiter: „Auch einen Böhmermann muss eine Intendant*in (Thomas Bellut, eigene Anmerkung) erst mal aushalten, was Bellut […] auch tat.“

Sollte Herr Grimberg dabei die Absicht gehabt haben, den scheidenden ZDF-Intendanten mit einer nicht-binären sexuellen Orientierung in Verbindung zu bringen? Oder vielleicht auch die ARD-Vorsitzende Patricia Schlesinger, die er an einer anderen Stelle dieser Kolumne erwähnt: „[…] nennt das die ARD-Vorsitzende und rbb-Intendant*in Patricia Schlesinger.“

Grimbergs Gründe für diese Form des Genderns erschließen sich mir nicht, die im Gender-Kontext häufig bemühten Eigenschaften Höflichkeit und Sensibilität sind es jedenfalls nicht.

Weitere Blüten:

Noch mehr fröhliches Gendern nach Steffen Grimberg: z.B. „Löw*innenanteil“, auch in der taz (klingt wie „Bär*innenhunger“, „Hünd*innenleine“, „Äff*innenzirkus“, „Esel*innenbrücke“ oder „Wölf*innenmilchgewächs“). Damit auch die bisher unsichtbaren Löwinnen endlich „sichtbar“ werden; die Antilop*innen und Gazell*innen werden es Ihnen sicher danken, Herr Grimberg. Ihr Einsatz für den „Tier*innenschutz“ verdient höchste Anerkennung.

Olaf Scholz, bekennender Feminist, muss es wissen: „Die Kinderkrankenschwesterin […] ist ein ganz, ganz wichtiger Beruf“ und wahrscheinlich die noch weiblichere Form der Kinderkrankenschwester.

Deutschlandfunk, 16. 2. 2022, 6:30 Nachrichten: „… sollen […] private Zusammenkünfte […] wieder ohne Begrenzung der Teilnehmendenzahl möglich sein“ (Teilnehmendenzahl ergab in der online-Recherche des Duden (Stand: 16. 2. 2022) keinen Treffer, Teilnehmerzahl schon).

Deutschlandfunk, 4. 3. 2022. Anläßlich der bevorstehenden französischen Präsidentschaftswahlen hieß es in den 8:00 Nachrichten: „Heute endet die Frist für „Bürgermeistende“ und Kandidierende für das Präsidentenamt […]“. Dieses Wort dürften Sie in Ihrem Leben noch nie gehört haben, denn es wird in keinem Nachschlagewerk zu finden sein. Auch ist davon auszugehen, dass es sich um „Bürgermeisternde“ handeln soll, was sich dann auf Bürgermeister beziehen würde, die hier vermutlich gemeint sind. Dann allerdings wäre „Bürgermeisternde“ das Partizip Präsens des Verbs „bürgermeistern“. Kennen Sie das etwa auch nicht?

Hier wird eines deutlich: Wenn man sich auf die Gender-„Grammatik“ einläßt, indem man das in sich schlüssige System der deutschen Grammatik verläßt, wird man sich immer tiefer in Widersprüchlichkeiten und Absurditäten verstricken. Es kann nur schiefgehen, denn nichts passt zusammen. Gender-Sprache, eine eigene Sprache ohne funktionierende Grammatik. Gerne hätte ich Ihnen einen Link auf dieses Audio-Dokument präsentiert, aber die Originalnachrichten wurden im Nachhinein vom Deutschlandfunk korrigiert und waren bereits um 9 Uhr nicht mehr abrufbar.

Deutschlandfunk, 16. 2. 2022, ein Bericht von Sebastian Engelbrecht anlässlich des Prozessbeginns wegen Drohschreiben des „NSU 2.0“: „Die Empfängerinnen waren vor allem Frauen […].“ Es lebe das generische Femininum!

Die Australian National University in Canberra hat vorgeschlagen, statt „Mutter“ und „Vater“ „gebärendes Elternteil“ und „nicht-gebärendes Elternteil“ zu verwenden, um transgeschlechtliche Eltern nicht zu diskriminieren. Anlass war ein transgeschlechtlicher „Vater“, der sich bei der Geburt seines Kindes hat filmen lassen! Falls Sie es nicht verstanden haben sollten: „Er“, der „Vater“ ist das „gebärende Elternteil.“

Weiter soll für den im Deutschen als „Stillen“ bezeichneten Vorgang nicht mehr „breastfeeding“, sondern „chestfeeding“ verwendet werden. Demzufolge ist „Muttermilch“ ein ziemlich diskriminierender Begriff, der besser durch „Menschenmilch“ ersetzt werden sollte.

Es kommt noch besser: Aus der englischen Stadt Brighton kommt ein Vorschlag, der hohe Wellen schlägt und der in dem Online-Portal 24hamburg.de zu lesen ist (Stand: 21. 2. 2022). Dort heißt es: „Statt „Mama“ und „Papa“ sollen Kinder „Erwachsene“ sagen – um diverse Familien nicht zu diskriminieren“. Und weiter: „Befürworter begründeten diesen Diskursantrieb damit, dass heutzutage immer mehr diverse Familienbildungen als Gegenentwurf zur „traditionellen“ Konstellation mit einer Mutter und einem Vater als Köpfe der Familie möglich sind.“

Auch wir Deutschen stehen dem in nichts nach: Der 21. Februar, der 1999 von den Vereinten Nationen als „Tag der Muttersprache“ ins Leben gerufen wurde, hat in den vergangenen Jahren all diejenigen „offenbar diskriminiert“, die als Nicht-Mutter ihren Kindern die „Mutter“sprache beigebracht haben. Das konnte so nicht weitergehen, mit dieser offensichtlichen Ungerechtigkeit ist jetzt Schluss. Ab sofort heißt die „Mutter“sprache jetzt „Elter-1-Sprache“, wie der Facebook-Seite der deutschen Botschaft in Bangkok zu entnehmen war (Link: https://www.facebook.com/GermanEmbassyBangkok, Stand: 22. 2. 2022). Das wurde aber auch Zeit, Danke Annalena. Konsequenter wäre aber gewesen, sie als „Elter-1, 2 oder Nicht-Elter-Sprache“ zu bezeichnen. Kleiner Flüchtigkeitsfehler, kann passieren.
Nachtrag: Mittlerweile wurde der Eintrag gelöscht (22. 2.), aber es gibt noch einen Screenshot×Facebook-Seite Deutsche Botschaft Bangkok.

Der SPD-Vorsitzenden Saskia Esken scheint das Gendern wirklich in Fleisch und Blut übergegangen zu sein. Auf dem jüngsten SPD-Parteitag in Berlin sagte sie am 8.12.23 über die dort anwesenden Parteitags-Deligierten:

„Ganz offensichtlich sagen unsere Delegierten und Delegierten, das sieht gut aus, was ihr da zusammen macht…“.

Oh, Frau Esken! Wir wissen ja, was Sie damit meinen, Männlein und Weiblein nämlich, oder vielleicht Weiblein und Männlein? Das sollte man tatsächlich in alle Gender-Leitfäden aufnehmen, dann ist man (wirklich man?) auf der sicheren Seite, hoffentlich. Wie wäre es mit „Abgeordnete und Abgeordnete“, „Studierende und Studierende“, „Mitarbeitende und Mitarbeitende“, „Geflüchtete und Geflüchtete“, „Lehrkräfte und Lehrkräfte“, „Kinder und Kinder“, „Eltern und Eltern“ usw. Sonst denken doch wieder nur alle an Männer, wie immer.
Wer dennoch meint, dass damit das „dritte Geschlecht“ zu wenig gewürdigt sei, könnte problemlos Abhilfe schaffen: „Studierende und Studierende und Studierende“, „Mitarbeitende und Mitarbeitende und Mitarbeitende“, „Kinder und Kinder und Kinder“, „Eltern und Eltern und Eltern“.

Gendern ist wichtig, es wird die Welt verbessern und kann dabei so lustig sein. Weiter so, Frau Esken.

Wenn Sie jetzt denken „Bin ich der Wahnsinnige oder ist es die Welt um mich herum?“, bleiben Sie ganz ruhig, mit Ihnen ist alles in Ordnung. Aber an dieser schönen neuen Welt zu verzweifeln, ist mehr als verständlich. Sollte Ihr Puls nach kurzer Schnappatmung sich wieder eingependelt haben, dann hätte ich noch eine „frohe Botschaft“ für Sie:

Nach Ansicht von Ulrike Lemke, Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Berliner Humboldt-Universität und mittlerweile Mitglied des Berliner Verfassungsgerichts, ist die Ansprache „Sehr geehrte Damen und Herren“ verfassungswidrig! Genau, die Menschen, die sich weder den Damen noch den Herren zugehörig fühlen, werden dabei ausgeschlossen. Menschenverachtend, so etwas! Dem von Frau Lemke erstellten, 123 Seiten imfassenden Gutachten zufolge, könnte die Gender-Sprache bald zur behördlichen Pflicht werden.

Die Lufthansa hat sich dieser Rechtauffassung bereits angeschlossen (bzw. unterworfen): Die Anrede „Willkommen an Bord, meine Damen und Herren“ gehört der Vergangenheit an. Kleine Anmerkung: Wie soll man: „Welcome on board, Ladies and Gentlemen“ jetzt gender„gerecht“ übersetzen?

Ich gehe davon aus, dass es noch sehr viele Personen gibt, die zwar Minderheiten darstellen, sich aber dennoch sprachlich ausreichend berücksichtigt sehen wollen. Da muss dringend etwas geschehen! Wir werden uns in Zukunft noch auf sehr viele gewöhnungsbedürftige Ausdrücke gefasst machen müssen, aber die sind dann wenigstens gerecht! Toll.

Wie kommen wir aus dieser Nummer wieder heraus? Wahrscheinlich nur, indem immer mehr Menschen sagen: „Das Maß ist voll“ und dementsprechend handeln.

Den Gendervogel hat eine Arztpraxis abgeschossen: Unter der Überschrift „Information/Vereinbarung zur Vergütung – MRT der Prostata“ werden Patienten wie folgt informiert:

Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, vielen Dank, dass Sie sich für eine MRT-Diagnostik der Prostata in unserer Praxis entschieden haben.“

Wer kann schon mit Sicherheit ausschließen, dass es bei der mittlerweile doch recht unübersichtlichen Zahl der möglichen Geschlechter auch eine Prostatapatientin gibt. Der Weg zur „Samenspenderin“ ist nicht mehr weit.

Weiter ist auf der Internetseite der Praxis zu lesen: „Qualifizierte Fachärztinnen und Fachärzte begleiten Ihre Untersuchung und werten diese aus“, obwohl nur männliche Fachärzte als Praxisteam aufgeführt waren (Stand: 10.10.2021).

Gendern um jeden Preis. Und vor allem so lange, bis der „Arzt oder die Ärztin“ kommt.

Mehr …

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner