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Gender vor Deutsch?

Neudefinierung der Plural­formen

Veröffentlicht am 12. 12. 2021, aktualisiert am 16. 10. 2022.

Wo es früher den „Bürger“, „Schüler“ oder „Lehrer“ als einzelnes Mitglied einer Bürger-, Schüler- oder Lehrerschaft gab, ist heute die „Bürgerin“, „Schülerin“ oder „Lehrerin“ dazugekommen. Das vermeintlich diskriminierende generische Maskulinum soll zurückgedrängt werden um der Beidnennung der biologischen Geschlechter (männlich, weiblich) Platz zu machen. In der Praxis treten diese Beidnennungen meist im Plural auf („Wählerinnen und Wähler“).

Dies geht einher mit einem Bedeutungswandel der jeweiligen Ausdrücke: Wenn „Bürgerinnen und Bürger“ genannt werden, können die „Bürger“ nur noch männlich sei, siehe nachfolgende Grafik. Sie wären sonst doppelt genannt, nämlich allgemein in Form des generischen Maskulinums und spezifisch als männliche Mitglieder der Bürgerschaft.

neue 'Bürger'-Bedeutung

Diese Neudefinition hat Konsequenzen: Wer ist gemeint, wenn von „Schülern“ gesprochen wird, die ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben, oder von „Lehrern“, die ihre Aufsichtspflicht verletzt haben? Wer ist „Mörder“ im Sinne des Strafgesetzbuches? Muss es vielleicht umgeschrieben werden, um rechtssicher zu sein, damit „Mörderinnen“ nicht straffrei ausgehen?

Wie weit diese Entwicklung bereits fortgeschritten ist, lässt sich aus einem Hinweis in der Online-Ausgabe des Duden ablesen. Dort heißt es: „In bestimmten Situationen wird die maskuline Form (z. B. Arzt, Mieter, Bäcker) gebraucht, um damit Personen aller Geschlechter zu bezeichnen. Bei dieser Verwendung ist aber sprachlich nicht immer eindeutig, ob nur männliche Personen gemeint sind oder auch andere.“

Mit anderen Worten: Das generische Maskulinum, denn um das handelt es sich dabei, wird zwar immer noch gebraucht, kann aber mehrdeutig sein, so die Duden-Aussage. Falsch: Aus dem Kontext eines Satzes geht klar hervor, ob das Maskulinum generisch oder spezifisch eingesetzt wird, weshalb auch niemand bisher an seiner Eindeutigkeit gezweifelt hat. Die Mehrdeutigkeit, für die es hier verantwortlich gemacht wird, entsteht vielmehr dadurch, dass genau dieses generische Maskulinum zugunsten der Beidnennung immer seltener verwendet wird.

Sagte man in Vor-Gender-Zeiten: „Ich gehe zum Arzt“, wurde damit keine Aussage über das Geschlecht des Arztes getroffen. Aufgrund der aktuellen Beidnennungspraxis wird dem „Arzt“ jetzt das männliche Geschlecht zugewiesen. Dadurch entstehen doch die Mehrdeutigkeiten. So herum wird ein Schuh daraus! Und dem daran unschuldigen generischen Maskulinum soll bei zunehmender Vermeidung desselben jetzt die Schuld dafür in die Schuhe geschoben werden. Mir fehlen die Worte.


Beispiel Übersetzungen:

„Three mexican citizens crossed the border to the United States“.

Der Originaltext macht keine Aussage zu dem Geschlecht der „Bürger“.

a) Unter Verwendung des generischen Maskulinums würde die Übersetzung wie folgt lauten:

„Drei mexikanische Bürger überquerten die Grenze zu den Vereinigten Staaten“.

Die Übersetzung gäbe den Inhalt des Originaltextes exakt wieder, wäre auch eindeutig und logisch richtig.

b) Nach der Neudefinition der „Bürger“ könnte die Übersetzung z.B. so lauten:

„Drei mexikanische Bürgerinnen und Bürger überquerten die Grenze zu den Vereinigten Staaten“.

Die Übersetzung weicht insofern von der Vorlage ab, als dass hier ein Fokus auf die Geschlechter der „Bürgerinnen / Bürger“ gelenkt wird. Der Originaltext trifft keine Aussage zu den Geschlechtern der Personen. Auch setzt die Übersetzung sowohl „Bürgerin“ als auch „Bürger“ in den Plural, was bei drei Personen nicht möglich sein kann. Die Übersetzung ist daher nicht nur uneindeutig, sondern auch inhaltlich und logisch falsch.

c) Vielleicht sollte entsprechend der Neudefinition der „Bürger“ die Übersetzung daher lieber so lauten:

„Drei mexikanische Bürgerinnen oder Bürger überquerten die Grenze zu den Vereinigten Staaten“.

Auch hier wird wieder der Fokus auf das biologische Geschlecht gelenkt. Auch diese Aussage ist wiederum inhaltlich, aber auch logisch falsch, da „Bürgerinnen“ und „Bürger“ im Plural stehen.

d) Logisch zwar richtig, aber inhaltlich falsch könnte die Aussage nur sein, wenn angegeben würde, dass es sich z.B. um eine „Bürgerin“ und zwei „Bürger“ handelt. Diese Aussage gibt aber der Originaltext nicht her.

Neben den geschilderten Beispielen berührt die Neudefinition auch das Demokratieverständnis. Woraus wird eigentlich die Legitimation abgeleitet, eine bestehende und eindeutig praktikable Definition des „Bürgers“ durch eine neue zu ersetzen, die zudem schlechter anzuwenden ist? Eine feministische, teilweise radikalfeministische Minderheit fühlt sich berufen, der Mehrheit der Bevölkerung in Sachen Sprachgebrauch den Stempel aufzudrücken.

Mein Demokratieverständnis ist ein anderes.

Die obigen Beispiele zeigen neben der inhaltlichen und logischen Problematik noch etwas anderes auf: Die Kernaussage der Botschaft wird abgeschwächt, da ihr eine zusätzliche Aussage zur Seite gestellt wird, nämlich, dass die handelnden Personen neben ihrem Tun noch ein Geschlecht haben. Der Leser oder Hörer dieser Botschaft kann seine Aufmerksamkeit nicht mehr allein der Kernbotschaft widmen, sondern muss sie mit einer für ihn in diesem Zusammenhang vollkommen irrelevanten Botschaft teilen.

Die Nachricht wird sexualisiert. Werden alle Nachrichten, in denen Menschen vorkommen, in der Beidnennungs-Version angeboten, wird so auch die Sprache in ihrer Gesamtheit sexualisiert. Dient das nun der Sache der Frauen oder ist das gar kontraproduktiv?

Das generische Maskulinum wird in ein sexistisches Maskulinum umdeklariert (interner und externer Link).

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