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Gender vor Deutsch?

Neue Sprachnormen

Veröffentlicht am 12. 12. 2021, aktualisiert am 16. 3. 2022.

Jahrzehntelang galt der Duden als DIE maßgebliche Referenz für deutsche Rechtschreibung. Diese Rolle musste er vor etwa zwei Jahrzehnten an den Rat für deutsche Rechtschreibung abtreten. Dort heißt es: „Der Rat ist eine zwischenstaatliche Institution, die von den Mitgliedsländern Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Bozen-Südtirol und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens gebildet wird.“ Dennoch wird der Duden, nicht nur in Fragen der Rechtschreibung, zu vielen Aspekten der deutschen Sprache auch heute noch häufig befragt.

Mittlerweile ist auch der Duden unter seiner Redaktionsleiterin, Kathrin Kunkel-Razum, vor dem Zeitgeist eingeknickt und auf den Gender-Zug aufgesprungen: In seiner Online-Ausgabe ist er dazu übergegangen, das generische Maskulinum faktisch abzuschaffen. Die Berliner Zeitung schreibt:

„Hinter Arzt, Substantiv, maskulinum, heißt es nun: ‚Männliche Person, die nach Medizinstudium und klinischer Ausbildung die staatliche Zulassung erhalten hat, Kranke zu behandeln.‘ Das Wort ‚männlich‘ fehlte bisher. Ärztinnen sind also nicht mehr mit gemeint, wenn von Ärzten die Rede ist. Nur vor Änderungen in den Komposita schreckt man noch zurück: ‚Chefarztbehandlung‘ wird es erst einmal weiter geben.“

Unter „Gast“ findet man im Duden: „zur Bewirtung oder vorübergehenden Beherbergung eingeladene oder aufgenommene Person“, (eine von 4 angegebenen Bedeutungen [eigene Anmerkung]). Das generische Maskulinum wird bei „Gast“ noch verwendet (es fehlt in der Definition: „männlich“). Trotzdem ist eine „Gästin“ hinzugekommen: „zur Bewirtung oder vorübergehenden Beherbergung eingeladene oder aufgenommene weibliche Person“, (eine von 3 angegebenen Bedeutungen [eigene Anmerkung]).

Ähnlich verhält es sich mit dem „Bösewicht“: Seine Definition: „böser Mensch, Schuft, Verbrecher“. Hier ist nicht eindeutig klar, ob er entweder männlich und weiblich sein kann (als „böser Mensch“) oder eher männlich (als „Schuft“) oder eindeutig männlich [lt. Duden] als „Verbrecher“). In jedem Fall ist ihm eine „Bösewichtin“ („böser Mensch, Schuftin, Verbrecherin“) zur Seite gestellt worden.

Anders beim „Empfänger“: Ist der „Empfänger“ eines Briefes eine Frau, kann der Brief nicht zugestellt werden, denn der Empfänger („männliche Person, die etwas empfängt“) eines Briefes ist immer ein Mann (Duden-Deutsch). Aber zum Glück gibt es ja auch die „Empfängerin“.

Heikel wird es beim „Mieter“: Duden-Deutsch zufolge ist eine „Mieterversammlung“ eine „Versammlung der Mieter [eines Hauses]“. Der „Mieter“ aber ist laut Duden eine „männliche Person, die etwas gemietet hat“ (daher sind „Mieter“ (Plural) „männliche Personen, die etwas gemietet haben [eigene Anmerkung]). Folglich nehmen an einer „Mieterversammlung“ ausschließlich Männer teil!

Das gleiche generische Maskulinum, dessen Vorzüge man in der Definition der „Mieterversammlung“ nutzt, lehnt man in der Definition des „Mieters“ ab. Duden-Logik.

Entsprechendes gilt für „Anfänger“: Ebenfalls laut Duden eine männliche Person. Ein „Anfängerkurs“ ist lt. Duden ein „Kurs für (männliche! [eigene Ergänzung]) Anfänger“. Für „Anfängerinnen“ gibt es sicher auch Kurse, aber leider dafür kein Wort (laut Duden).

Dieser Duden-Logik entsprechend bezeichnen folgende Ausdrücke ebenfalls nur Männer und die daraus gebildeten Komposita beziehen sich auch nur auf Männer:

EinwohnerEinwohnerzahl (Zahl der männlichen Einwohner),
BewohnerBewohnerparken (Parken nur für Männer),
AnwohnerAnwohnerparkplatz (Parkplatz nur für Männer),
ErfinderErfinderschutz (Schutz für Männer),
BeraterBeraterhonorar (Geld nur für Männer),
ErzeugerErzeugerabfüllung (Abfüllung durch / der Männer),
WinzerWinzergenossenschaft (Frauen machen keinen Wein),
BesucherBesuchermagnet (zieht nur Männer an),
GewinnerGewinnerseite (Seite der Männer),
VerliererVerliererseite (auch Seite der Männer),
ZuschauerZuschauerfrage (eine Frage, die nur ein Mann stellen kann),
RednerRednerpult (hier reden nur Männer),
NachbarNachbarschaft (hier wohnen keine Frauen),
VertreterVertreterbesuch (wenn der Vertreter zweimal klingelt),
BotschafterVertreter eines Staates (nichts für Frauen),
KundeKundennummer (Nummer für Männer),
LeserLeserumfrage (Umfrage unter Männern),
BezieherHartz-IV-Bezieher (nur Männer),
InhaberGeschäftsinhaber, Inhaberaktie (Geschäft oder Aktie für Männer)

Liebe Leserinnen: Sollten Sie sich jetzt mächtig diskriminiert fühlen, danken Sie es dem Duden!

Zum Trost der weiblichen Leser: Neben der „Mannschaft“ gibt es jetzt im Duden auch die „Frauschaft“. Was noch fehlt, ist die „Fraudeckung“. Alles nur eine Frage der Zeit.

Ich kann jeden verstehen, der dem Duden als Referenz für deutsche Sprachnormen nicht mehr zu folgen bereit ist. Fast schon erheiternd, dass er inzwischen „Idiotinnen“ als eigenes Stichwort führt! Gut, dass es noch das Digitale Wörterbuch der Deutschen Sprache (DWDS), herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, den Online-Wortschatz „Owid“ des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache oder das Wörterbuch Wahrig gibt.

Zum Schluss ein paar Beispiele im Vergleich Duden versus DWDS: (generisches Maskulinum (gM): Ja/nein in Klammern)

Verbrecher:
Duden:männliche Person, die ein Verbrechen begangen hat“ (gM: nein)
DWDS: „jmd., der ein Verbrechen begeht“ (gM: ja)

Mieter:
Duden:männliche Person, die etwas gemietet hat“ (gM: nein)
DWDS: „Person, die etw. (besonders Wohnraum) gemietet hat“ (gM: ja)

Gast:
Duden: „zur Bewirtung oder vorübergehenden Beherbergung eingeladene oder aufgenommene Person“ (gM: ja)
DWDS: „zur Bewirtung oder vorübergehenden Beherbergung eingeladene oder aufgenommene Person“ (gM: ja)

Empfänger:
Duden:männliche Person, die etwas empfängt“ (gM: nein)
DWDS: „jmd., der etw. empfängt, entgegennimmt“ (gM: ja)

Arzt:
Duden:männliche Person, die nach Medizinstudium und klinischer Ausbildung die staatliche Zulassung (Approbation) erhalten hat, Kranke zu behandeln (Berufsbezeichnung)“ (gM: nein)
DWDS: „Person, die auf Grundlage einer medizinischen Approbation beruflich mit der Prävention, Diagnose und Therapie von Krankheiten beschäftigt ist“ (gM: ja)

Bote:
Duden:männliche Person, die im Auftrag eines anderen etwas überbringt“ (gM: nein)
DWDS: „jmd., der von jmdm. geschickt wird, um einem dritten etwas zu überbringen“ (gM: ja)

Versager:
Duden: u.a. „männliche Person, die [immer wieder] versagt, die das Erwartete nicht leisten kann“ (gM: nein)
DWDS: u.a. „jmd., der (immer wieder) versagt, der das Erwartete nicht leisten kann“ (gM: ja)

Sieger:
Duden: u.a. „männliche Person, die bei einem Kampf, Wettstreit o. Ä. den Sieg errungen hat“ (gM: nein)
DWDS: u.a. „jmd., der gesiegt hat“ (gM: ja)

Verlierer:
Duden: u.a. „männliche Person, die in einem [Wett]kampf, einer Auseinandersetzung o. Ä. besiegt wird, unterliegt“ (gM: nein)
DWDS: u.a. „jmd., der in einem (Wett-)Kampf, einer Auseinandersetzung o. Ä. besiegt wird, unterliegt“ (gM: ja)

Die Liste ließe sich fortsetzen.

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