Gender-Notlösungen
Veröffentlicht am 12. 12. 2021, aktualisiert am 16. 10. 2022.
Als Leser oder Hörer wird man fast in jedem zweiten Satz darauf aufmerksam gemacht, dass sich unter den „Besuchern“, „Lehrern“, „Erziehern“ etc. nicht nur Männer, sondern auch Frauen befinden („Besucherinnen und Besucher“, „Lehrerinnen und Lehrer“, „Erzieherinnen und Erzieher“ etc.). Dass das auf den Empfänger dieser Botschaften auf die Dauer eintönig und ermüdend wirkt, gleichzeitig auch von der eigentlichen Botschaft ablenkt, scheint den Verfassern dieser Texte auch klar zu sein. Daher hat man sich verschiedene, als „kreativ“ bezeichnete Notlösungen ausgedacht:
1. Männliche und weibliche Pluralformen im Wechsel:
Um das generische Maskulinum möglichst zu vermeiden, aber dennoch nicht beide Pluralformen nennen zu müssen, versucht man sich um das Problem herumzumogeln, indem man die weiblichen und die männlichen Pluralformen abwechselnd nennt: „Künstlerinnen (f. pl.), Musiker (m. pl.) und Komponistinnen (f. pl.) …“ (Originalton Deutschlandfunk). Praktischerweise könnte man diese Ausdrücke auch schön zusammenfassen: „Künstler-, Musiker- und Komponist[Sprechpause]innen“ (wenn man schon „sprachgendern“ möchte). Aber, da dabei die beiden ersten Ausdrücke mit dem generischen Maskulinum verwechselt werden könnten, die sie hier aber nicht sind, geht das natürlich nicht.
In den 6 Uhr Nachrichten des Deutschlandfunks vom 19.03.2021 war zu hören: „Die Gründer des Impfstoffentwicklers BioNTech, Özlem Türeci und Ugur Sahin, erhalten heute das Bundesverdienstkreuz […]. Bundespräsident Steinmeier wird die beiden Wissenschaftler und Unternehmerinnen mit dem […] auszeichnen. […] Die beiden Forscherinnen und Unternehmensgründer verbänden medizinische Grundlagenforschung mit deren Übersetzung in eine praktische Nutzung, teilte […] mit.“ Auch wenn man als „Nicht-Genderer“ den Inhalt dieser Nachricht mühelos versteht, bleibt doch festzuhalten, dass der mit der Auszeichnung bedachte Herr Sahin, gültigen Grammatikregeln folgend, als Unternehmerin und Forscherin bezeichnet wurde. Ich hoffe, dass er Besseres zu tun hatte, als sich diese Zuweisung anzuhören.
Obwohl ich ein Mann bin und mich genau so fühle, oder vielleicht gerade deshalb(?), muss auch ich mich fast täglich von öffentlich-rechtlichen Sendern wahlweise als Zuschauerin oder Hörerin ansprechen lassen („Liebe Zuschauerinnen und Hörer“, oder umgekehrt) als Dank für meine Rundfunkgebühren, die ich ansonsten gerne zahle.
Die Frauen unter den Lesern dieses Textes werden möglicherweise einwenden, dass sie durch das generische Maskulinum doch ständig in der Pluralform als Männer angesprochen würden. Das ist allerdings ein Trugschluss, eine optische bzw. akustische Täuschung sozusagen. Die Pluralform „Leser“ z.B. ist nicht etwa männlichen Geschlechts, sondern sie besitzt gar keines, ist also geschlechtsneutral. Die Endung „-er“ wandelt das Verb „lesen“ in ein Substantiv um: „Leser“. Nur aus der Gleichheit der Endung „-er“ in der Pluralform „Leser“ und in der männlichen Form „männliche(r) Leser“ (s.u.) leiten Befürworter der Gender-Sprache ab, dass mit der Pluralform „Leser“ nur Männer gemeint seien. Wie zuvor schon beschrieben, stellt die Genus-Endung „-er“ ist aber keine sexusspezifische Endung dar. In Wirklichkeit werden mit „Leser“ nicht nur Frauen, sondern auch Männer und alle anderen, die es noch geben mag, „mitgemeint“! Nach der überwiegenden Mehrheit der Sprachwissenschaftler gibt es für ausschließlich männliche Leser im Deutschen gar keinen Ausdruck, wohl aber für weibliche: „Leserinnen“, worüber sich meines Wissens bisher noch kein Mann beklagt hat. Ein ausschließlich männlicher Leser muss als solcher ausdrücklich hervorgehoben werden, eben als „männlicher Leser“. Frauen sollten daher nicht aufhören, weiterhin Leserbriefe zu schreiben!
Wenn man aber insbesondere die Frauen auf jeden Fall erwähnen möchte, wäre mein Vorschlag: „Leserinnen und andere (od. weitere) Leser“. Die Leserinnen würden dadurch „sichtbar“ gemacht und das generische Maskulinum in seiner Sammelfunktion bliebe erhalten.
2. Inkonsequenz als Ausweg
Würde man versuchen, ohne das generische Maskulinum auszukommen, wären z.B. folgende Texte unausweichlich:
Die heutige Bevölkerung des Vielvölkerstaats Irak setzt sich zusammen aus Araberinnen und Arabern (75-80%), Kurdinnen und Kurden (15-20%), Turkomaninnen und Turkomanen (5%), Assyrerinnen und Assyrern (600 000), Armenierinnen und Armeniern (10 000) und weiteren ethnischen Gruppen.
Oder noch konsequenter: … setzt sich zusammen aus Araberinnen und Arabern (je 37,5-40%), Kurdinnen und Kurden (je 7,5-10%), Turkomaninnen und Turkomanen (je 2,5%), Assyrerinnen und Assyrern (je 300 000), Armenierinnen und Armeniern (je 5 000) und …
Oder: Die drei größten Städte Deutschlands sind Berlin (je ca. 1 835 000 Einwohnerinnen und Einwohner), Hamburg (je ca. 923 600 Einwohnerinnen und Einwohner) und München (je ca. 742 000 Einwohnerinnen und Einwohner). (Hier könnte man sich allerdings noch mit der Partizipialform „Einwohnende“ o.ä. vor dem generischen Maskulinum „retten“). Trotzdem: Diejenigen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen, blieben bei der Beidnennung allerdings unberücksichtigt und müssten dann jeweils gesondert gezählt werden!
Sollten Sie Gefallen an amüsanten Beispielen finden, wie wäre es mit diesem?
Aber Konsequenz ist die Sache der „Gendersprachler“ nicht, aus gutem Grund, denn dann würden die Unzulänglichkeiten des Sprachgenderns offen zutage treten. Um aber die Schwächen des eigenen Konzepts zu verbergen, sucht man sein Heil in der Inkonsequenz und lässt gelegentlich, aber wohldosiert, schon mal ein generisches Maskulinum durchgehen. Schließlich hat man ja auch mit wenigen Gender-Ausdrücken, gerne am Anfang der Geschichte, seinen politischen Standpunkt kundgetan. Aber das hat natürlich seinen Preis: Da nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich bei oben genannten Musikern, Gründern oder Wissenschaftlern nur um Männer handelt (gemäß konsequentem Gendern) oder um Menschen beider/aller Geschlechter (generisches Maskulinum), entstehen Missverständnisse. Was aber soll man von einem Konzept halten, das sich seine konsequente Anwendung selbst nicht zutraut? Mut zu Konsequenz, liebe Gender-Freunde, meine Aufmerksamkeit ist euch gewiss!
Aber Vorsicht: Wer die Sammelnennung (in Form eines generischen Ausdrucks) ablehnt und stattdessen die Einzelnennungen bevorzugt, muss höllisch aufpassen, dass er nicht jemanden vergisst. Niemanden auszugrenzen, ist das nicht der Anspruch, den die Genderbefürworter an sich stellen? Doch zu den vielleicht „Mitgemeinten“, aber nicht „Mitgenannten“ gehören auch diejenigen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig fühlen. Die konnten sich in dem alle einschließenden generischen Maskulinum („Bürger“) besser wiederfinden als in dem den Rest ausschließenden Ausdruck „Bürgerinnen und Bürger“. Konsequenz der unvollständigen(!) Einzelnennung.
3. Partizipialformen
Das Partizip Präsens beschreibt die Gleichzeitigkeit von Handlungen oder Handlungen im genannten Moment: Zeitung lesend, trinke ich meinen Kaffee. Während ich eine Zeitung lese, bin ich ein Lesender. Sobald ich damit fertig bin, bin ich kein Lesender mehr, aber immer noch ein Zeitungsleser. Ein Leser ist also nur im Moment des Lesens ein Lesender.
Um Frauen „sichtbar“ zu machen, wurden zunächst „Studenten“ aus Vor-Gender-Zeiten zu „Studentinnen und Studenten“, „Fußgänger“ zu „Fußgängerinnen und Fußgängern“, „Radfahrer“ zu „Radfahrerinnen und Radfahrern“ und so weiter. Die Sprache wurde sexualisiert, Hörer und Leser mit wiederholter Nennung der weiblichen und männlichen Pluralformen gelangweilt und der Text aufgebläht.
Dessen waren sich die „Gendernden“ vermutlich auch bewusst und entdeckten die substantivierte Form des Partizip Präsens als Notlösung: „Studentinnen und Studenten“ waren von nun an „Studierende“. Dabei ignorierte man aber, dass diese Personen meist nur tagsüber „Studierende“ sind, abends sind sie möglicherweise „Trinkende“ und nachts hoffentlich „Schlafende“, gendersprachlich korrekt sogar schlafende Studierende.
Ein Beispiel aus jüngerer Zeit: Autofahrende stecken fest. So zu finden am 29.11.2021 im Spiegel. Nachdem das einigen Lesern aufgefallen war, versuchte der Spiegel sich dieses Widerspruches zu entledigen: Statt „Autofahrende stecken [..]fest“ heißt es jetzt „Hunderte Franzosen stecken [..]fest“. Aber so richtig hat man die Spuren der Peinlichkeit nicht wegwischen können. Sowohl in der Adresszeile als auch in der Pfad-Angaben steht noch der ursprüngliche Text (Startseite > Panorama > Frankreich:Autofahrende stecken wegen Neuschnee stundenlang auf Autobahn fest, Stand: 27.01.2022).
Diese Partizipialformen sind zwar geschlechterneutral, diskriminieren also niemanden, aber „sichtbar“ werden die Frauen durch diese Formen jedenfalls nicht. Aber vielleicht sind viele ja schon damit zufriedengestellt, dass die Männer dadurch „unsichtbar“ werden. Um aber die angeblich mangelnde Sichtbarkeit von Frauen zu erreichen, sollten die Verfechter dieser Theorie doch lieber bei den „Studentinnen und Studenten“ bleiben. Dann jedoch tritt der oben erwähnte, die Hörer oder Leser langweilende Effekt ein. Mit anderen Worten: Der Rückgriff auf die Partizipialform ist nichts anderes als ein Eingeständnis der konzeptionellen Unzulänglichkeit und praktischen Untauglichkeit der Gendersprache.
Aber die Partizipialformen haben noch eine weitere Funktion. Offenbar wissend um die fehlende „Sichtbarkeit“ der Frauen bei der Verwendung dieser Formen haben ihre Befürworter aus der Not eine Tugend gemacht und den Partizipialformen einen neuen Zweck zugedacht, nämlich den eines wichtigen Identitätsmerkmals der Gendersprachler.
Sage ich z.B. „Forschende“ statt „Forscher“, bin ich aus Sicht der „Gendernden“ einer der Ihren, ein „Guter“ also, sage ich es nicht, stehe ich nahe am rechten Rand. Inwieweit das gültigen Grammatikregeln entspricht, ist angesichts des „hehren Ziels“ absolut zweitrangig. Das führt nicht selten zu unsinnigen Ausdrücken wie „Urlaubende“ oder „Polarforschende“, also zu Partizipialformen von Verben, die es gar nicht gibt. Aber es geht noch besser: „Die drei Kanzlerkandidierenden“ (aus vergangenen Wahlkampfzeiten). Es soll sich hier wahrscheinlich um das Partizip Präsens des Verbs „kanzlerkandidieren“ handeln, dumm nur, dass dieses leider nicht geschlechterneutral ist.
Derlei Verrenkungen finden sich auch auf Internet-Seiten von Gender-Sprachalternativen, z.B. Geschickt Gendern.
Einige Beispiele daraus (die dazugehörigen Verben, die Sie möglicherweise noch nicht kannten, in Klammern):
Aktionäre ⇒ Aktien-/Anteilshabende („aktienhaben“, „anteilshaben“),
Alpinisten ⇒ […]; bergbesteigende Personen; […]; Bergkletternde („bergbesteigen“, „bergklettern“),
Autoren ⇒ […]; Urheberrechtsinhabende; […]; Literaturschaffende; („urheberrechtsinhaben“, „literaturschaffen“),
Fahrschüler (pl.) ⇒ Fahrlernende („fahrlernen“),
Gesetzgeber ⇒ […]; gesetzgebende Instanz; Gesetzgebende („gesetzgeben“),
Kleiner Tipp: Schalten Sie die Rechtschreibkorrektur in Ihrem Schreibprogramm aus.
4. Entpersonalisierung der Sprache:
Um Beidnennungen der Geschlechter zu vermeiden und auch das Partizip Präsens nicht überwiegend grammatikalisch falsch einsetzen zu müssen, bietet die deutsche Sprache noch eine weitere Möglichkeit, dies zu erreichen. Man vermeidet es, die betreffenden Personen zu nennen, wählt dafür lieber einen abstrakten Ausdruck, der zwar meist umständlich und spröde ist, aber immerhin grammatikalisch korrekt die Menschen auf ihre Rolle bzw. Funktion reduziert. „Lehrerinnen und Lehrer“ sind nicht nur „Lehrende“, sondern auch „Lehrkräfte“. Letzteres waren sie im Amtsdeutsch auch schon in Vor-Gender-Zeiten, aber jetzt greift man verstärkt auf derartige Ausdrücke zurück. Ein paar Beispiele (entnommen aus Geschickt Gendern):
Abteilungsleiter (sg.) ⇒ Abteilungsleitung,
Administrator ⇒ Administration; Admin,
Alleskönner ⇒ Multitalent; Universalgenie; […],
Anbieter (sg.) ⇒ Angebot (von …); Herstellung; […],
Anfänger (pl.) ⇒ Unerfahrene; […]; Beginnende; Neulinge,
Anführer (sg.) ⇒ Führungsfigur; […]; Führung; Leitung; […]; Oberhaupt,
Anhängerschaft ⇒ Gefolgschaft,
Ansprechpartner (sg.) ⇒ Ansprechperson; Kontakt; […]; Auskunft gibt … ; zuständig ist … ; […],
Beamte (pl.) ⇒ Bedienstete; Beamtenschaft,
Begleiter ⇒ Begleitung,
Bürgerkrieg ⇒ Volkskrieg,
Direktor ⇒ Leitung [z.B. Schulleitung; Institutsleitung; Museumsleitung],
Einwohner (pl.) ⇒ […]; Population; Bevölkerung; […],
Erzieher (sg.) ⇒ pädagogische Fachkraft; Erziehungskraft,
Experte (sg.) ⇒ Fachgröße; Autorität; Koryphäe; Person vom Fach; Genie,
Fahrerkabine ⇒ Fahrkabine; Steuerungskabine,
Führerschein ⇒ Fahrerlaubnis; Fahrberechtigung,
Gärtner ⇒ Gartenarbeitskraft,
Gastwirt ⇒ Gastronomiebetriebsleitung,
Gewinner (sg./pl.) ⇒ Erster Platz,
Rednerpult ⇒ Redepult.
Ich höre hier auf. Mir reicht’s. Bitte keine Sprachpolizei! Ich möchte mir meinen Wortschatz nicht von Gender-Eiferern stutzen lassen. Wenn man sich diese und ähnliche Hilfsangebote anschaut, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier nicht nur das generische Maskulinum, sondern alles Männliche als solches am Pranger steht.
Oder um es ganz sachlich zu sehen: Die handelnden Personen werden aus der Sprache entfernt und durch ihre Handlungen ersetzt. Wo die früher angeblich Unsichtbaren durch die Gendersprache in Erscheinung treten sollen, geraten sie durch die Entpersonalisierung der Sprache wieder in das Reich der Unsichtbarkeit. Worin liegt da wohl der Gewinn?
5. Gendern im Singular:
Auch wenn das generische Maskulinum hauptsächlich im Plural (die Bürger) zum Einsatz kommt (als Sammelbegriff für beide / alle / unbestimmte Geschlechter) und auch in diesem Zusammenhang bekämpft wird, existiert es auch im Singular: „Ein Besucher hat seinen Schirm vergessen“, „kann mal einer einen Arzt rufen“.
In geschriebener Form lassen sich die gegenderten Versionen dieser Ausdrücke noch verstehen: „Ein*e Besucher*in hat seinen / ihren Schirm vergessen“, „kann mal eine*r eine*n Arzt / Ärztin rufen“, auch wenn man Nicht-Muttersprachlern damit das Deutschlernen nicht gerade leichter macht. Aber man sollte diese Ausdrücke auch sprechen können.
Welche Lösungsmöglichkeiten dafür könnten in Betracht kommen?
1. Man spricht es so aus wie man es schreibt. Viel Spaß!
2. Verwendung von Partizipialformen: „Besuchende haben ihre Schirme vergessen.“ Dies führt jedoch a) zu grammatikalischen Fehlern und b) zu einem veränderten Inhalt (a: Besuchende, die keine mehr sind, da sie bereits gegangen sind, b: Plural wird verwendet), die ursprüngliche Aussage wird also verfälscht. Im Singular helfen Partizipialformen nicht weiter: „Ein Besuchender / eine Besuchende“.
3. Neutralformen: „Ein (oder ens?) Besuchens hat ens Schirm vergessen“, „kann mal ens ens A/Ä(?)rztens rufen“ frei nach Lann Hornscheidt oder „wir denken uns eine neue Sprache aus“.
4. Der Glottisschlag: „Ein[Pause]e Besucher[Pause]in hat seinen / ihren Schirm vergessen“, „kann mal eine[Pause]r eine[Pause]n Arzt / Ärztin rufen“.
Versuchen Sie doch einmal, die Glottisschlag-Variante auszusprechen, vor allem den zweiten Ausdruck, abgesehen davon, dass damit das „Arzt / Ärztin“-Problem nicht gelöst ist. Da klingt fast schon die „ens“-Variante besser.
Wer immer noch nicht gemerkt hat, dass dieses Sprachgendern geradewegs in immer tiefere grammatikalische Verstrickungen führt, dem kann ich auch nicht mehr helfen. Nur weil eine gewisse Luise Pusch die These aufgestellt hat, dass eine Nichtnennung einer Gruppe (die der Frauen) mit einer Diskriminierung derselben gleichzusetzen sei, da sie dadurch „unsichtbar“ seien, und diese These von Frau Puschs blindgläubigen Verehrerinnen mantrahaft nachgebetet wird, muss sie noch nicht wahr sein. Nach meiner Erfahrung sind selbstbewusste Frauen nie unsichtbar. Das Problem könnte also ganz woanders liegen. Aber wenn der Wahnsinn erst einmal zu Normalität geworden ist, dann ist die Kaiserin im Genderkleid in Wirklichkeit nackt, dann wird der gesunde Menschenverstand zur Aussenseitermeinung.
Ich stelle fest: Es ist augenfällig, dass hier an der Sprache herumgebastelt wird, dass aber die Resultate nicht zusammenpassen. Sie werden notdürftig gekittet, wobei nur wieder neue Flickstellen entstehen. Was bleibt, ist Flickschusterei, die den Kern des Problems ignoriert: Man hat sich verrannt, will oder kann es sich aber (noch) nicht eingestehen.
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