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Gendern und Gesellschaft

Generisches Maskulinum ist rehabilitiert – durch Gendersprachler

Veröffentlicht am 28. 10. 2024, aktualisiert am 29. 3. 2025.

Das generische oder besser genderneutrale Maskulinum schließt alle ein. Das bekräftigen Gegner der Gendersprache seit den Anfängen des Genderns. Ebenso lang behaupten die Befürworter des Sprachgenderns, dass es das gerade nicht tue – und liefern gleichzeitig den Gegenbeweis zu ihrer These.

Die deutsche Sprache ist, wie die meisten anderen Sprachen auch, eine Genus-Sprache. Im Deutschen haben Nomen (Substantive) ein „Geschlecht“, das Genus (Plural: Genera). Während z. B. romanische Sprachen nur zwei Genera kennen, Maskulinum und Femininum, gibt es im Deutschen zusätzlich das Neutrum.

Alle Nomen haben ein Genus, ein grammatisches „Geschlecht“, unabhängig davon, ob sie die belebte oder unbelebte Natur bezeichnen, selbst abstrakte Begriffe sind nicht ohne Genus. Anders ist es mit dem Sexus, dem biologischen Geschlecht. Es kommt selbstverständlich nur in der belebten Natur vor.

Spannend wird es, wenn man sich die Nomen anschaut, die sowohl ein Genus als auch einen Sexus besitzen, insbesondere dann, wenn es sich um solche handelt, die Personen bezeichnen. Hier stellt sich die Frage, ob, und gegebenenfalls in welcher Weise, die beiden „Geschlechter“ (Genus und Sexus) zueinander in Beziehung stehen. Und schon sind wir mitten im Genderstreit.

Entbrannt ist dieser Streit am generischen Maskulinum. Die maskuline Form hat im Deutschen zwei Funktionen: Sie steht zum einen für männliche Personen, z. B. „der Mann“, „der Mieter Klaus Meier“, „der Ministerpräsident Kretschmann“. Hier bezeichnet die maskuline Form nur Männer, was auch niemand bezweifelt.

Die maskuline Form hat aber auch noch eine weitere Funktion: Sie kann auch für Personen (oder Tiere) stehen, deren biologisches Geschlecht nicht bekannt oder für die Satzaussage nicht relevant ist, z. B. „Jeder Wähler hat nur eine Stimme“. Die maskuline Form steht hier für jede Person, die wählen darf, unabhängig vom biologischen Geschlecht. Da die Form in dieser Funktion für alle (hier alle Wähler) steht, wird sie auch als generisches (allgemeingültiges) oder genderneutrales Maskulinum bezeichnet.

Gerade diese Allgemeingültigkeit oder Genderneutralität wird von Befürwortern der Gendersprache, bzw. „gendergerechten“ Sprache, wie sie sagen, vehement bestritten. Unter Verwendung des (sog.) generischen Maskulinums würden bevorzugt Männer verstanden werden, sagen sie, das „generische“ Maskulinum sei in Wirklichkeit ein „pseudogenerisches“. Weil damit, wie sie folgern, die Gleichwertigkeit der Geschlechterbenennung nicht realisiert sei, müsse dieses Maskulinum vermieden, in bestimmten Situationen sogar verboten werden.

Zur Untermauerung dieser These werden die sog. psycholinguistischen Studien genannt, auch als Genderstudien bekannt. Viel lässt sich über diese Studien sagen, über den Zweck ihres Daseins, über ihr Design, die Auswahl der Testpersonen und der getesteten Begriffe, über den Kontext, in dem diese Begriffe getestet werden und vieles mehr. Nicht nur aus meiner Sicht enthalten die Studien viele Mängel, und ihre Ergebnisse haben unter Zugrundelegung streng wissenschaftlicher Kriterien einen eher zweifelhaften Wert.

Doch das soll nicht mein Punkt sein. Ich möchte hier eine „Studie“ vorstellen, die nicht zu einer bestimmten Fragestellung erdacht wurde, die aber trotzdem durchgeführt wurde und immer noch wird, an der sich die Mehrheit der Gender-Befürworter eifrig beteiligen und deren Ergebnisse jeder Zeit abrufbar, verlässlich reproduzierbar und daher sehr aussagekräftig sind. Dabei begegnet jedem von uns tagtäglich diese „Studie“, wir haben sie lediglich bisher zu wenig beachtet.

Die „Studie“ ist eine Blindstudie, in der den Testpersonen die eigentliche Fragestellung verschleiert wird, um etwaige, das Ergebnis störende Nebeneffekte zu vermeiden. Selbst dass eine Studiensituation vorliegt, bleibt unerwähnt. Auch hat die „Studie“ weder einen dafür Verantwortlichen noch trägt sie einen griffigen Namen, aber man könnte sie Paarnennungs-Inkonsequenz-Blindstudie oder allgemeiner, Gender-Inkonsequenz-Blindstudie nennen.

Studienobjekt ist die Einschätzung des umstrittenen generischen Maskulinums unter Verwendung der Paarnennung, aber auch anderer Genderformen durch die Testpersonen. Die Paarnennung z. B. umgeht den Gebrauch des geschmähten generischen Maskulinums, indem sie beide Geschlechter benennt („Bürgerinnen und Bürger“). Leider wird in der Öffentlichkeit diese Form des Genderns häufig nicht als Gendern betrachtet, was auch die aktuell weite Verbreitung der Paarnennung erklärt.

Entscheidend ist, dass viele, die die Paarnennung verwenden, dies nur sporadisch, also nicht durchgängig tun, besonders beim Sprechen. Oft wird nur in einem der ersten Sätze diese Genderform verwendet, denn schließlich reicht ein Genderausdruck oder wenige davon im Gespräch völlig aus, um seine Haltung zum Gendern kundzutun. Ein konsequentes Durchhalten der Paarnennung wäre auch wegen der sich permanent wiederholenden Botschaft, dass es Frauen und Männer gibt, nur textaufblähend, dazu trivial und daher in hohem Maße albern.

Die meisten Anwender der Paarnennung scheinen auch ein Gespür für diese Art der Albernheit entwickelt zu haben, weshalb sie bewusst oder unbewusst den durchgängigen Paarnennungsgebrauch vermeiden. Man kann daher mit Fug und Recht sagen, dass ihre inkonsequente Anwendung ein untrügliches Merkmal der Paarnennung ist, aber auch der Gendersprache insgesamt. Die Ausnahme, dass einige wenige diese Genderformen dennoch konsequent betreiben, bestätigt nur die Regel.

Welcher Schluss lässt sich aus dieser inkonsequenten Anwendung ziehen? Zunächst muss geklärt werden, ob die maskulinen Formen, die zur „Auflockerung“ und „Erträglichmachung“ der Paarnennung (und anderer Genderformen) erhalten geblieben sind, als spezifische oder generische Maskulina zu werten sind.

Wird z. B. im ersten Satz von „Bürgerinnen und Bürgern“ gesprochen, sind in dieser Form die „Bürger“ nur biologisch männlich, d. h. als spezifisches Maskulinum zu verstehen. Wer den Sprechern aufmerksam zuhört, wird feststellen, dass im zweiten oder dritten Satz statt der Paarnennung oft nur der Ausdruck „Bürger“ verwendet wird (Christian Lindner im ZDF, Minute 8:36 und Minute 8:51). Sind letztere „Bürger“ nun ausschließlich männlichen Geschlechts wie in der Paarnennung?

Der Satzkontext schafft dazu Klarheit. In sehr vielen dieser Situationen handelt es sich um denselben Personenkreis, d. h., die so definierten „Bürger“ sind ohne Zweifel beiderlei Geschlechts und daher nur generisch zu verstehen. Aber auch dann, wenn von unterschiedlichen Personengruppen die Rede ist, z. B. von „Ministerinnen und Ministern“ und „Verbrauchern“, ergibt der Satzzusammenhang fast immer, dass auch „Verbraucher“ gemischtgeschlechtlich und damit generisch zu interpretieren sind.

Hier wird also das generische Maskulinum als (mindestens) gleichwertige Alternative zur Paarnennung verwendet. Wäre es anders, dann würden mit der maskulinen Form („Bürger“ oder „Verbraucher“) tatsächlich nur Männer gemeint sein und Frauen nicht einmal „mitgedacht“ werden. Das traue ich gerade den Gendersprechern am allerwenigsten zu.

Der Wechsel zwischen Paarnennung (und anderen Genderformen) einerseits und dem generischen Maskulinum andererseits, nicht nur zur Benennung unterschiedlicher gemischtgeschlechtlicher Personengruppen, sondern erst recht zur Bezeichnung identischer Gruppen, lässt nur einen Schluss zu:

Wenn selbst die Gendersprecher das geschmähte generische Maskulinum bewusst generisch einsetzen, dann wird doch dieser maskulinen Form ihre integrative Rolle uneingeschränkt zugestanden, sonst dürfte man sie so nicht verwenden. Mehr noch: Es ist sogar so, dass sich unter den Fittichen des generischen Maskulinums nicht nur Frauen und Männer („Bürgerinnen und Bürgern“) versammeln können, sondern auch die, die sich für jemand anderes halten.

Anders ausgedrückt: Die Inkonsequenz des Genderns liefert geradezu den Beweis, dass die maskuline Form in diesen Fällen hundertprozentig generisch eingesetzt und auch so verstanden wird, eben als generisches Maskulinum. Dass diese Beweisführung sogar von den Gendersprachlern selbst vollzogen wird, unterstreicht das Resultat umso mehr. Es widerlegt damit alle höchst zweifelhaften Ergebnisse der bisherigen, so gern zitierten Genderstudien.

Die einzige Frage, die noch zu klären bleibt, lautet: Warum wird das erwiesenermaßen generische Maskulinum nicht dauerhaft verwendet?

Diese Frage muss aber von den Gendersprachlern selbst beantwortet werden.

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